Die Techniker oder doch die Techniker*innen? Gendern, ja oder nein?
Ist alles, was nicht genderkonform ist, falsch?
Gendern ist mehr und mehr ein Thema sowohl in der Politik als auch im Alltag. Immer wieder prallen unterschiedliche Meinungen aufeinander. Die einen sprechen sich für das Gendern aus, andere ganz klar dagegen. Es gibt viele offene Fragen bei dieser Thematik. Soll beispielsweise im alltäglichen Sprachgebrauch gegendert werden? Was ist mit Liedern und Büchern, in denen nicht gegendert wurde? Sollen die Kinder der nächsten Generation schon von Anfang an mit der richtigen „Gendersprache“ aufwachsen? Die wichtigste aller Fragen bleibt wohl folgende: Wie fühlen sich die Menschen, die das betrifft? Fühlen sie sich benachteiligt und ausgeschlossen?
Wir haben dem Thema mehr Aufmerksamkeit geschenkt, da wir festgestellt haben, dass es auch uns, hier am BBZ Norderstedt, betrifft. Um einen Einblick zu bekommen, wie die Schüler und Schülerinnen und Lehrer und Lehrerinnen zu diesem Thema stehen, was und wie sie darüber denken, haben wir stichprobenartig mehrere Interviews an unserer Schule durchgeführt.
Im Folgenden haben wir zwei der Interviews aufgeführt:
Interview mit einem Schüler des beruflichen Gymnasiums:
Schülerzeitung: »Guten Tag Tim, können wir dir ein paar Fragen zu der Thematik „Gendern“ stellen?«
Tim-Oliver Rath: »Ja klar, gerne. Das ist ein spannendes Thema.«
Schülerzeitung: »Wie stehst du zu dem Thema „Gendern“ im Allgemeinen?«
Tim-Oliver Rath: »Hm, das ist eine ziemlich schwierige Frage. Grundsätzlich neutral, allerdings weiß ich, dass es da konträre Meinungen gibt.«
Schülerzeitung: »Ja. Und wie stehst du dazu, dass an einigen Schulen in Deutschland das „falsche“ Gendern, sprachlich als auch in den Klausuren, als Fehler gewertet wird?«
Tim-Oliver Rath: »Ich bin der Meinung, dass es nicht als „falsch“ anerkannt werden darf. Es sollte weiterhin freiwillig sein. Jeder sollte selbst entscheiden dürfen, ob er gendert oder nicht. Diejenigen, die es tun, dürfen folglich auch nicht borniert sein und die Meinungen der anderen ablehnen.«
Schülerzeitung: »Interessant. Du hast bestimmt mitbekommen, dass Werke von Rolf Zuckowski kritisiert werden, da in denen nicht richtig gegendert wurde. Was ist deine Meinung dazu?«
Tim-Oliver Rath: »Das finde ich fraglich. Es gibt in der Musikbranche auch künstlerische Freiheit. Die sollte auch im Jahre 2022 beibehalten werden.«
Schülerzeitung: »Tim, wir danken dir für deine ehrlichen Worte.«
Schülerzeitung: »Guten Tag Herr Siems. Sie haben bestimmt mitbekommen, dass wir ein paar Leute zu dem Thema „Gendern“ befragen. Wären Sie auch dazu bereit, uns ein paar Fragen zu beantworten?«
Interview mit unserem Lehrer Herrn Siems:
Herr Siems: »Hallo, natürlich!«
Schülerzeitung: »Unsere erste Frage wäre, was Sie davon halten, dass an einigen Schulen das „falsche“ Gendern als fehlerhaft gewertet wird? Würden Sie auch so bewerten?«
Herr Siems: »Nein, freiwillig würde ich nicht so handeln. Es sei denn, es wird zu einer Verordnung. Jeder meiner Schüler und Schülerinnen sollte frei sein und es entscheiden dürfen. Man sollte niemandem etwas aufzwingen.«
Schülerzeitung: »Wir verstehen, was Sie meinen. Kommen wir zu unserer nächsten Frage. Wie stehen Sie zu dem Problem, dass die Lieder von Rolf Zuckowski deshalb kritisiert wurden? Es wird ja behauptet, dass er in seinen Liedern „falsch“ gegendert hat.«
Herr Siems: »Jede Zeit hat ihre Geschichte und das sollte auch so beibehalten werden.«
Schülerzeitung: »Vielen Dank für Ihre Zeit und Auskunft.«
Auswertung
Neben diesen beiden Interviews wurden noch andere Personen aus der Schule befragt. Deren Meinungen sind ebenfalls in unsere Auswertungen eingeflossen. Wie wir feststellen konnten, sprechen sich erstaunlich viele der Befragten gegen das Gendern im deutschen Sprachgebrauch aus. Die meisten halten es für überflüssig. Es störe den Schreib- und Lesefluss. Fast jeder sagte, dass es den Leuten selbst freistehe, ob sie gendern. Leider konnten wir niemanden finden, der sich nicht zu einem Binärgeschlecht zugehörig fühlt. Somit konnten wir keinen Einblick in deren Situation gewinnen. Die Frage, wie diese Menschen sich genau fühlen, bleibt also offen. Man kann aber davon ausgehen, dass diese Thematik sie beschäftigt, sonst würde diese Diskussion nicht im Raum stehen.
Meinungen der Politik
Wie eingangs schon erwähnt, wird zurzeit auch in der Politik über die gendergerechte Sprache für Männer, Frauen, nicht-binäre oder Transmenschen diskutiert. Die Frage ist, wie sich die Parteien bei diesem Thema positionieren? Wie es sich vermuten lässt, treffen auch da unterschiedliche Meinungen aufeinander. Vergleichen wir doch mal die Parteien CDU/CSU, Bündnis90/Die Grünen und die AfD. Während sich die Grünen klar dafür aussprechen, steht auf der Gegenseite die AfD, die es klipp und klar ablehnt. Zwischen den beiden Parteien positioniert sich die CDU/CSU. Bei denen taucht im Wahlprogramm immer wieder die Anrede „Bürgerinnen und Bürger“ auf, doch ein Gendersternchen ist nirgends zu finden. Sie wollen Gleichheit ohne Gendersprache schaffen. Die einheitliche Linie, sowie Haltung fehlt also.
Die Grünen beginnen ihr Wahlprogramm mit: „Liebe Wähler*innen“. Auch beim weiteren Lesen des 272-seitigen Schriftstücks wird die Haltung der Grünen überdeutlich. Das Gendersternchen kommt konsequent zum Einsatz.
Bei der AfD trifft man definitiv auf Kontra bezüglich der „Gender-Ideologie“. In dem Wahlprogramm der AfD heißt es: „Alle Fördermittel für die auf der Gender-Ideologie beruhende Lehre und Forschung sind zu streichen. Politisch korrekte Sprachvorgaben zur Durchsetzung der Gender-Ideologie lehnen wir ab.“
Wir können also resümieren, dass wir nicht auf eine einheitliche Haltung der Menschen kommen. Was wir aber empfehlen ist, bei diesem Thema offen zu bleiben und eure Mitmenschen frei entscheiden zu lassen.
Bildquelle: Eigene Zeichnung von Emma
Emma & Emelie