Jugendliche in der Politik
„Eine Partei ohne Jugend ist eine Partei ohne Zukunft“
– Beschlussfassung des SPD-Parteitages 1988 in Münster
Nicht nur Erwachsene interessieren und engagieren sich in der Politik, auch die Jugendlichen zeigen Interesse und großes Engagement. Circa 38 % aller Deutschen unabhängig vom Alter interessieren sich laut bpb.de für die Politik. Laut einer Shell Studie, die durch Statista.com veröffentlicht wurde, interessieren sich circa 41 % aller 12–25-jährigen für Politik. Zu diesen Jugendlichen gehört auch eine Schülerin des 12. Jahrganges des Berufsbildungszentrums in Norderstedt, die wir interviewt haben.
Wie bist du in die Politik gekommen?
Mein Vater hatte schon immer ein großes politisches Interesse. Irgendwann hat es angefangen, mich auch zu interessieren. Außerdem hatte ich einen Klassenkameraden, der Frauenrechte als unrelevant empfand, so stieg mein Interesse und weil ich meinen Klassenkameraden damit konfrontieren konnte. So kam ich zur Politik.
Wie kann man Teil der Politik werden?
Es gibt mehrere Möglichkeiten und Richtungen, von links bis rechts ist alles möglich. Man kann sich über Parteien und deren Jugendverbände informieren. Wenn man sich dazu entscheidet, sich zu engagieren, besteht die Möglichkeit, einen Mitgliedsantrag zu stellen. Daraufhin bekommt man eine E-Mail mit Informationen wie beispielsweise wer für einen zuständig ist. Eine andere Möglichkeit ist es, ins Rathaus zu gehen, dort jemanden anzusprechen und nachzufragen. Die freuen sich immer, wenn sich jemand, insbesondere jüngere Menschen, engagieren möchten. Es gibt also verschiedene Wege Teil der Politik zu werden.
Seit wann engagierst du dich politisch?
Mit 13 Jahren habe ich angefangen, mich politisch zu engagieren, dementsprechend seit fünf Jahren. Richtig aktiv in der Politik mit eigenen Ämtern, die ich ausführe, würde ich sagen seit 18 Monaten.
Warum engagierst du dich politisch?
Zunächst einmal wegen des Empfindens meines ehemaligen Mitschülers, der Frauenrechte als unrelevant empfand, ich wollte ihm beweisen, dass Frauen genauso für ihre Rechte einstehen wie Männer. Aber auch weil die Politik schon immer mein Interesse geweckt hat und weil ich etwas bewirken oder auch ändern möchte. Politik ist mir einfach wichtig.
Was machst du in der Politik? Was sind deine Pflichten oder Aufgaben?
Ich erfülle verschiedene Pflichten und Aufgaben. Momentan bin ich stellvertretende Vorsitzende im Bereich Programmatik, zum Beipiel Zielsetzung des Schüler Vereins in unserer Partei im Kreis Segeberg. In der Partei selbst helfe ich nun bei der Kommunalwahl, die nächstes Jahr stattfindet. Dort werde ich dann Wahlhelfer sein. Es gibt also viele verschiedene Aufgaben und Pflichten.
Glaubst du, dass du etwas bewirkst?
Ja, na klar! Auf unseren Landes-und Bundeskongressen werden wichtige Sache besprochen. Wir, als die Jugend unserer Fraktion, stellen Anträge, welche wenn sie genehmigt werden, praktisch alles bewirken können. Ein Erfolg unserer Partei war beispielsweise, dass das BAföG elternunabhängig geworden ist. Unsere Fraktion hatte einen großen Anteil daran, denn die Deutsche Bundesministerin für Bildung und Forschung kommt aus unserer Fraktion. Daher kann man sehr viel bewirken meine Meinung nach.
Wie viele Jugendliche sind in deiner Partei?
Die Jugend unserer Partei in ganz Deutschland hat 15.500 Mitglieder, aber im Gebiet Schleswig-Holstein sind es circa 600 bis 700 Mitglieder.
Wie fändest du es, wenn sich mehr Jugendliche politisch engagieren würden?
Ich würde es gut finden, schließlich hat jeder seine ganz persönlichen politischen Interessen. Der eine möchte mehr Geld im Minijob, der andere eine digitalisierte Schule und je mehr Jugendliche sich für ihre Meinung einsetzen, desto lauter werden die Stimmen auch für diejenigen, die am Ende die Entscheidungen treffen.
Wie beeinflusst deine politische Tätigkeit deinen Alltag?
Es kann sehr stressig sein, gerade im Zeitraum um die Wahlen ist es besonders stressig. Wenn man anfängt, sich zu engagieren, ist das aber nicht gleich so viel. Es gibt größere Events, wie die Landeskonferenz, zu denen man gerne geht. Zunächst bewirkt man dort etwas durch Abstimmungen und Anträge, aber zusätzlich lernt man spannende Leute aus seinem Bundesland kennen. Sie sind am Wochenende und am Abend, nach der Arbeit gibt es hin und wieder eine Party.
Viele Termine finden auch unter der Woche statt, man trifft sich im Rathaus und es sind sowohl ältere als auch jüngere Leute anwesend.
Das Wichtigste in der Politik sind die Connections, beispielsweise treffen sich die verschiedenen Kreise wie Segeberg und Pinneberg und unternehmen etwas, damit der Zusammenhalt untereinander gestärkt wird.
Könntest du dir vorstellen, Politik zu deinem Beruf zu machen?
Auf gar keinen Fall! Es ist zwar supercool neben dem Privaten auch etwas zu machen, bei dem man wirklich etwas bewirkt, ich könnte mir aber nicht vorstellen, jeden Tag mit Leuten bis spät abends politische Themen auszudiskutieren.
Was wünscht du dir von der jetzigen Politik?
Ganz aktuell würde ich mir wünschen, dass wir nicht immer nur die Sachen, die auf der Welt passieren verurteilen, sondern auch einschreiten. Des Weiteren bin ich der Meinung, man sollte den Menschen mehr Gehör schenken, viele sind zurecht unzufrieden mit der aktuellen Politik. Es sind Zeiten der Veränderung, nur ob jeder bereit ist, diese Veränderung anzunehmen und Politik für die breite Masse zu machen, wird sich zeigen.
Was möchtest du den Lesern und Leserinnen mitgeben?
Es ist wichtig, sich zu beteiligen, denn sich nicht beteiligen, ist auch eine Form der Beteiligung und damit unterstützt ihr genau das, was ihr nicht unterstützen wollt, egal ob das Links, Rechts, AfD, FDP oder die Grünen sind. Also jede Stimme bewirkt etwas, setzt euch ein für euch und eure Wünsche!
Silja Nike Schroedter, Jean Vogt, Muna Möller