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Rassismus – Toleranz alleine reicht nicht mehr!

„I have a dream“

Als der US-amerikanische Bürgerrechtler Martin Luther King Jr. diese Worte in seinem Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit und Unterdrückung in den 1950er-Jahren erstmals aussprach, hätte er sich vermutlich nicht vorstellen können, dass bis heute verschiedene Bewegungen für die Gleichberechtigung aller Menschen und gegen Rassismus kämpfen müssen. Rassismus ist die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Kultur.

Eine der bekanntesten Bewegungen ist die Antirassismus- und Bürgerrechtsbewegung „Black Lives Matter“. Die Bewegung startete im Jahr 2013 durch einen Facebook-Post von Alicia Garza mit dem Hashtag #Blacklivesmatter.Daraufhin antworteten Patrisse Cullors und Opal Tometi auf diesen Post und unterstützen bzw. gründeten somit diese Bewegung. Sie machten dadurch auf die Benachteiligung und Diskriminierung von People of Color aufmerksam, die ihren Ursprung im jahrhundertelangen Rassismus findet. Im Jahr 2020 erlangte die Initiative viel Aufmerksamkeit durch die Ermordung von George Floyd durch einen Polizisten. Auch viele weitere Fälle, die ähnlich abliefen, gelangten an die Öffentlichkeit, wie z.B. die Ermordung von Michael Brown und Eric Garner.


Polizeigewalt gegen People of Color

Polizeigewalt bezeichnet die körperliche und psychische Gewalt, die von Polizisten ausgeübt wird. Auch wenn ein solches Vorgehen eigentlich nur unter bestimmten Voraussetzungen, wie z.B. bei Fluchtversuchen, geschehen darf, gibt es immer wieder gewalttätige Übergriffe von Polizisten gegen Menschen, die sozialen Minderheiten angehören. Laut dem RBB (Rundfunk Berlin Brandenburg) gibt es in Deutschland pro Jahr etwa 12.000 Verdachtsfälle, wobei es nur bei einem Fünftel zu einer Anzeige kommt. Selten landen diese Fälle dann auch vor Gericht. Zudem wird nur ca. 1% der Täter verurteilt, was vor allem daran liegt, dass die Staatsanwaltschaft ihr Verhältnis zur Polizei nicht belasten will und so oft angenommen wird, dass das Vorgehen gerechtfertigt war. Zudem verschwinden häufig Beweismittel, um die Beweislage unklar zu machen. So wird eine Verurteilung so gut wie unmöglich gemacht. 

Wird man in Deutschland Opfer von Polizeigewalt, kann man sich an die Kampagne für Opfer rassistischer Polizeigewalt (KOP) wenden.

Woher kommt der Hass?

„I can‘t breathe“. Das waren die letzten Worte von George Floyd, einem Afroamerikaner, der durch die Gewalteinwirkung eines Polizisten starb. Laut Zeugen wurde Floyd von dem Polizisten Derek Chauvin zu Boden gedrückt, nachdem er sich seiner Verhaftung widersetzt hatte. Chauvin kniete über 9 Minuten auf seinem Nacken, was dafür sorgte, dass dieser Vorfall tödlich endete. Danach wurde Chauvin zu insgesamt 43 Jahren und 6 Monaten Haft verurteilt. Sein Verhalten wurde also gerecht bestraft, jedoch stellt sich die Frage, warum er so gehandelt hat und ob er bei einer weißen Person ähnlich vorgegangen wäre.  

Vermutlich liegt der Grund für solch einen tiefsitzenden Hass schon in der Erziehung. Da Rassismus ein tief verwurzeltes Problem in der Gesellschaft ist, werden bereits im Kindesalter gewisse Werte, wie das Beurteilen eines Menschen nach Hautfarbe, vermittelt. Diese Wertvorstellungen werden meistens übernommen und führen in Kombination mit Machtpositionen zu Problemen.  Ein ähnliches Beispiel ist, dass Menschen mit nicht deutsch klingenden Namen nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden.

Rassismus – ein fernes Problem?

Die meisten Fälle von Polizeigewalt gegenüber sozialen Minderheiten, wie z.B. People of Color, sind vermutlich aus den USA bekannt, jedoch gibt es viele ähnliche Fälle auch in europäischen Ländern, wie z.B. in Deutschland. Ein Fall, der an den von George Floyd erinnert, war die Verhaftung  von Zefanias M. am 4. November 2019. Auch hier hat ein Polizist mit dem Knie auf den Nacken gedrückt, woraufhin Zefanias sich übergeben musste und ohnmächtig wurde. Angeklagt wurde allerdings Zefanias wegen Körperverletzung und Beleidigung, weshalb seine Klage gegen die Polizisten wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung zurückgestellt wurde. 

Rassistische Vorfälle findet man allerdings nicht nur in solchem Ausmaß, sondern auch im eigenen sozialen Umfeld, wie z.B. in der Schule. Doch es sind nicht nur die großen und bekannten Fälle, auch Alltagsrassismus wie z.B. beiläufige kleine Sprüche („für dein Aussehen kannst du ganz schön gut Deutsch“) sorgen dafür, dass Rassismus ein aktuelles Problem bleibt. 

Was kann der Einzelne gegen Rassismus tun?

In unserer heutigen Gesellschaft reicht es nicht tolerant gegenüber People of Color zu sein, sondern man muss sich aktiv dafür einsetzen, dass wir in einer Welt ohne Rassismus leben. Wenn jeder anfängt auf sein Verhalten und auf das der anderen zu achten, erreicht man eine Veränderung.

Wie du dich dafür einsetzen kannst, dass keiner Rassismus erfahren muss:

1. Auf die eigene Sprache achten

Du solltest darauf achten, dass man andere mit seinen Worten und Äußerungen nicht verletzt. Am besten informierst du dich darüber, was man sagen darf oder nicht sagen sollte, um niemanden zu diskriminieren. Fragen wie z.B. „Woher kommst du wirklich?“ können lästig und verletzend sein. Auch wenn dein Gegenüber eine andere Hautfarbe hat, heißt es nicht, dass er nicht in Deutschland geboren ist.

2. Vorurteilen widersprechen

Du kannst Menschen nicht anhand ihrer Kulturen bestimmte Merkmale zuordnen und sie somit auf ihre Herkunft oder soziale Gruppe reduzieren. Wenn du abwertende oder rassistische Kommentare hörst, solltest du diesen nicht zustimmen und somit die Ausgrenzung dieser Menschen verhindern. Ein Satz, den sich People of Color fast täglich anhören müssen ist: „Für dein Aussehen kannst du ganz schön gut Deutsch“. Nur weil jemand anders aussieht heißt es nicht das die Person kein gutes Deutsch spricht. Bei solchen Aussagen solltest du einschreiten und widersprechen. Das Aussehen sagt nichts über die Sprachkenntnisse aus!

3. Einschreiten und Hilfe anbieten

Wenn du Zeuge einer rassistischen Auseinandersetzung wirst, solltest du, ohne dich selbst zu gefährden, einschreiten, um dem Opfer zu helfen. Eskaliert die Situation, solltest du im Notfall zusätzlich die Polizei verständigen. Wenn du aber in der Schule mitbekommst, wie jemand wegen seiner Hautfarbe beleidigt wird, solltest du versuchen die Situation friedlich zu lösen.

 

We still have a dream!

Das berühmte Zitat „I have a dream“ spielt also bis heute eine wichtige Rolle, da eine Welt ohne Diskriminierung leider weiterhin ein Traum bleibt. Es reicht nicht mehr, nur nicht rassistisch zu sein, sondern man muss sich aktiv gegen Rassismus und ungerechtfertigte Polizeigewalt einsetzen, um dem Ziel von Martin Luther King Jr. und damit der Gleichberechtigung aller Menschen so nah wie möglich zu kommen.

Weiterführende Informationen:

Lena, Hannah, Emma